Aktuelle Einbruchstatistik
Es war im Sommer 2009 in der Dorfdisco. Nachdem wir bei einem Kumpel zum „vorglühen“ waren, sind wir planmäßig um kurz nach Mitternacht in der gewünschten Lokalität angekommen. Die Tanzfläche war voll, die Musik war gut und bis ein Uhr gab es Longdrinks im Sonderangebot – Happy Hour! Gegen viertel vor eins kommt meine beste Freundin heulend auf mich zu. Logischerweise vermutet man zuerst irgendein Beziehungsdrama hinter den Tränen, doch es war anders: „Wir müssen sofort nach Hause! Bei uns wurde eingebrochen!“ Sofort haben wir uns eines der Taxen geschnappt, die gerade noch die letzten Gäste vor die Tür gefahren haben, und sind in unser Heimatdorf gefahren. Während der etwas zwanzigminütigen Fahrt riefen wir ihre Schwester an, die zum Studieren nach Hamburg gezogen war. Meine Freundin hätte die Nacht alleine in dem Haus schlafen sollen, das sie gemeinsam mit ihren Eltern bewohnte. Die Eltern waren zwei Wochen in Griechenland. Eine 18-Jährige kommt auch alleine klar.
Als wir an ihrem Elternhaus ankamen, waren die Polizei und mehrere Nachbarn schon vor Ort. Es wurde nicht nur bei ihren Eltern, sondern in mehreren Häusern in der Nachbarschaft eingebrochen. Da die Nachbarn wussten, dass die Familie gerade im Urlaub ist, hat die Polizei auch dort nachgesehen und die Einbruchspuren an der Terassentür entdeckt. Gestohlen wurden zwei Laptops, unbedeutender Modeschmuck und etwas Bargeld. Nichts, was von großem Wert war. Auch die Daten auf den Laptops hatten weder einen großen finanziellen noch einen ideellen Wert. Langfristig aber blieb das Gefühl der Angst. Noch Jahre später konnte meine Freundin nicht feiern gehen, wenn sie allein zu Hause war. Die Sorge, nach Hause zu kommen und möglicherweise nicht der einzige Mensch in der Wohnung zu sein, war zu groß.
Tägliche Einbrüche in Deutschland
So wie meiner Freundin Anna geht es vielen Menschen in Deutschland. Im Jahr 2019 wurde in über 87.000 Haushalte eingebrochen. Pro 100.000 Einwohner gab es in diesem Jahr 105 Wohnungseinbruchdiebstähle. Auch, wenn finanzielle Schäden durch Versicherungen abgedeckt werden können, zählt diese Art von Verbrechen zu den gefährlichsten. Die Langzeitfolgen für die Opfer und deren Umfeld wiegen schwer. Das Gefühl der Unsicherheit verbreitet sich nach solchen Einbrüchen schnell. Man kann so willkürlich zum Opfer werden, ohne persönlich aktiv in einen Streit oder kriminelle Strukturen verstrickt zu sein. Jeder, der in irgendeiner Form ein Dach über dem Kopf hat, kann Opfer eines solchen Verbrechens werden. Man muss nicht einmal besonders reich sein, bzw. nicht einmal so wirken.
Wo wird vermehrt eingebrochen?
Schwerpunktmäßig lassen sich allerdings einige Regionen ausmachen, in denen die Gefährdung durch Einbrecher grundsätzlich höher einzustufen ist. Dies sind größere Metropolen und städtische Regionen, als auch die Gemeinden entlang größerer Fernstraßen/Autobahnen. Oftmals wird auch die dunkle Jahreszeit häufiger für Einbruchdiebstähle genutzt als der Sommer. Obwohl die Tatverdächtigen nach wie vor primär regional verwurzelt und polizeibekannt sind, steigt der Anteil des überregional agierenden organisierten Verbrechens stark an. Häufig stammen diese reisenden Täter aus Südost- und Osteuropa und „arbeiten“ systematisch die verkehrsgünstig liegenden Wohnsiedlungen ab. Das BKA mobilisiert daher auch überregionale Einheiten, die das Tatgeschehen beobachten und versuchen, die Drahtzieher ausfindig zu machen. Grundsätzlich fällt es aber auch der Polizei schwer, solche Einbruchdiebstähle vorherzusehen und aktiv zu verhindern.